Nach der Wiederöffnung der Grenzen ist Deutschland wieder eines der beliebtesten Reiseziele für ungarische Reisende, was nicht nur an der natürlichen, gastronomischen und kulturellen Vielfalt liegt, sondern auch daran, dass die Epidemie den Wert leicht erreichbarer, sicherer Reiseziele erhöht hat, erklärt Miklós Czeiszing, Leiter der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in Ungarn.
– Warum ist Deutschland ein beliebtes Reiseziel für ungarische Reisende?
– Deutschland ist aus zwei Gründen eine sehr beliebte Destination für ungarische Touristen. Ein Grund sind die regen Wirtschaftsbeziehungen: Die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen sind traditionell ein wichtiger Faktor für ungarische Unternehmen. In diesem Zusammenhang reisen viele ungarische Fach- und Führungskräfte regelmäßig in alle wichtigen Wirtschaftszentren Deutschlands. Dies ist auch aus touristischer Sicht wichtig, denn wer Deutschland auf einer Geschäftsreise, vor allem im Zusammenhang mit einer Konferenz, kennenlernt, wird es auch als Privatperson mit seiner Familie wieder besuchen.
Ein weiterer Grund für die Popularität des Landes liegt in seinen vielfältigen touristischen Attraktionen, die den Reisenden zu jeder Jahreszeit etwas Besonderes bieten. Man denke nur an die bevorstehende Weihnachtszeit, in der deutsche Städte und Dörfer bereits ab dem ersten Advent mit den weltweit berühmten Weihnachtsmärkten die Besucher verzaubern.
Nicht viele Länder können zudem mit Berggipfeln von fast 3.000 Metern Höhe, romantischen Kleinstädten mit ihren charakteristischen Holzhäusern, Stränden, modernen multikulturellen Metropolen, Festivals und verschiedenen Naturwundern aufwarten. Ganz zu schweigen vom natürlichen und architektonischen Erbe, von Themenparks, Automuseen, Bierfesten und Ritterspielen. Bei einem solchen Reichtum an Aktivitäten ist es kein Zufall, dass Deutschland im Jahre 2019 das beliebteste Kulturreiseziel für Europäer war, die international verreisen.
– Wie sieht es mit der Popularität Deutschlands in Zahlen aus?
– Die Zahlen sind in der Tat der beste Indikator für die Popularität Deutschlands als Reisedestination. Zwischen 2009 und 2019, (also innerhalb von 10 Jahren) ist die Zahl der Übernachtungen von Besuchern aus Ungarn um mehr als 80 % gestiegen. Im Jahr 2019, dem letzten Jahr vor der Epidemie, verbrachten 303.000 Anreisende insgesamt 843.000 Nächte in Deutschland. Interessant ist, dass je ein Drittel der Übernachtungen zu Freizeit-, Geschäfts- und Urlaubszwecken stattfanden.
– Welche Ziele in Deutschland sind bei ungarischen Reisenden am beliebtesten?
– Die 4 wichtigsten Reiseziele in Deutschland nach Bundesländern sind Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen. In der Rangliste der Städte steht natürlich die Hauptstadt Berlin ganz oben auf dem Treppchen, gefolgt von München, Frankfurt (Main) und Stuttgart.
67 % der Reisenden sind mit dem Auto unterwegs – ein Verkehrsmittel, das während der Pandemie besonders wertvoll geworden ist. 20 % der nach Deutschland Reisenden nehmen den Bus, 10 % fliegen und 3 % nehmen den Zug.
– Wie hat sich die Situation durch die Pandemie verändert und welche Kampagnen führen Sie durch, um sich auf die Wiederaufnahme des Tourismus in diesem Jahr vorzubereiten?
– Die Pandemie und die Einführung von Reisebeschränkungen, haben natürlich die Zahl der Reisen nach Deutschland drastisch reduziert. Erfreulicherweise hat sich jedoch der Tourismus nach dem Sommer 2020 in diesem Sommer wieder belebt, und wir wir gehen davon aus, dass sich dieser positive Trend auch in Zukunft fortsetzen wird. Es ist jedoch auch klar, dass die Pandemie die Reisegewohnheiten verändert hat, indem sie zum Beispiel den Wert von Reisezielen erhöht hat, die – von Ungarn aus – leicht und sicher zu erreichen sind. Dabei handelt es sich hauptsächlich um die südlichen Bundesländer Bayern, und Baden-Württemberg, aber auch die grenznahen Freistaaten Sachsen und Thüringen.
Naturnähe, gute Luft, eine intakte Umwelt hohe Gesundheitsstandards und eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur gehören ebenfalls zu den wichtigsten neuen Schlagworten für die diesjährige touristische Neuausrichtung.
Unterstützt wird der Relaunch auch durch unsere Kampagnen „German.Local.Culture“ und „Feelgood“. Die Kampagne „German.Local.Culture“ lenkt die Aufmerksamkeit auf lokale Spezialitäten mit einem Schwerpunkt auf Gastronomie, architektonischem Erbe und lokalen Traditionen. Die „Feelgood“-Kampagne rückt Nachhaltigkeit und „grünen Tourismus“ in Deutschland in den Mittelpunkt.
– Was erwarten Sie in Bezug auf die Reisetrends nach Deutschland in der nahen Zukunft?
– Die Buchungen zeigen, dass die Zahl der Europäer, einschließlich der Ungarn, die in den kommenden Monaten wieder ins Ausland reisen wollen, darunter auch nach Deutschland, stark zunimmt. Es ist auch ein gutes Zeichen für Deutschland, dass die Attraktivität näher gelegener Reiseziele auch bei den Europäern, und so auch bei den Ungarn gestiegen ist, was sich deutlich im wachsenden Interesse an deutschen Reisedestinationen widerspiegelt. Während vor dem Ausbruch der Corona-Krise etwa drei Viertel der deutschen Incoming-Reisen auf europäische Auslandsmärkte entfielen, stieg dieser Marktanteil im Krisenjahr 2020 auf 85 %.
Die hohe Attraktivität der Marke „Reiseland Deutschland“ und die hervorragende Marktpräsenz der DZT, die wir durch antizyklisches Marketing auch in der Krise aufrechterhalten konnten, schaffen darüber hinaus gute Voraussetzungen, um die Position Deutschlands als Reiseziel im internationalen Inbound-Tourismus auch nach der Krise weiter zu stärken.
Auch die jüngsten Erhebungen der Tourismuswirtschaft bestätigen die langfristig positiven Aussichten für das „Reiseland Deutschland“. Diese gehen davon aus, dass Deutschland bis 2023 92,1 Millionen internationale Übernachtungen erreichen und damit das Vorkrisenniveau im Jahr 2019 von 89,9 Millionen übertreffen könnte.
Erika Kocsis